Im Drogerieregal hast Du bestimmt schon Produkte gesehen, die auf der Verpackung einen Vermerk wie „Anti-Blue Filter“ oder etwas Ähnliches haben. Damit sollen sie der Wirkung vorbeugen, die blaues Licht auf die Haut haben kann, denn über diese Wirkung gibt es alle möglichen Gruselgeschichten. So soll beispielsweise das stundenlange Sitzen vor dem Bildschirm die Haut vorzeitig altern lassen. Aber stimmt das überhaupt? Welche Wirkung blaues Licht auf die Haut hat, und worauf Du achten musst, erfährst Du hier.
Blaues Licht und seine Wirkung
Blaues Licht befindet sich am hochenergetischen Ende des sichtbaren Spektrums. Das bedeutet, von der Strahlung, die das menschliche Auge wahrnehmen kann, ist blaues Licht diejenige mit dem höchsten Energiegehalt. Darüber hinaus kommt dann der Teil des Spektrums, den man nicht mehr sehen kann, als erstes ultraviolettes Licht. Von ultraviolettem Licht ist ja bekannt, dass es einerseits für die begehrte Sonnenbräune sorgt, andererseits aber auch schädliche Wirkungen auf die Haut haben kann – allen voran der Sonnenbrand.
Weil blaues Licht beinahe genau so energiereich ist wie ultraviolettes, liegt die Annahme nahe, dass es auch eine ähnliche Wirkung haben könnte. Und wenn das so ist, dann wäre das tatsächlich ein Anlass zur Sorge, denn im Alltag bekommen wir ja mehr blaues Licht ab als ultraviolettes.
In der Tat gibt es immer wieder Untersuchungen, die zeigen, dass eine intensive Bestrahlung mit Blauem Licht bei Tieren zu allen möglichen Gesundheitsschäden führen kann. So zeigt sich etwa, dass es bei Fruchtfliegen das Wachstum der Gehirnzellen beeinträchtigen und sogar die Lebenserwartung verkürzen kann. Noch beunruhigender ist, dass blaues Licht eine umso stärkere Wirkung entfaltet, je älter das Tier ist. Man vermutet, dass das blaue Licht den Teil der Zelle angreift, der die Zelle mit Energie versorgt. Das könnte dann längerfristig zu einer Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit führen. Daraus leitet man dann die Empfehlung ab die Aufnahme von blauem Licht möglichst gering zu halten und sich beispielsweise von Bildschirmgeräten fernzuhalten.
Die hochenergetische Strahlung des blauen Lichts soll vor allem dazu führen, dass in den Hautzellen Reaktionen mit Sauerstoff in Gang gesetzt werden, sodass etwas entsteht, dass man „oxidativen Stress“ nennt. Um dem vorzubeugen, enthalten Cremes und andere Produkte zur Hautpflege mit einem Anti-Blaulicht Effekt dann meistens Antioxidantien. Die sollen dem oxidativen Stress entgegenwirken.
Ist blaues Licht wirklich schädlich für die Haut?
Bevor Du jetzt aber Dein Handy in die Ecke wirfst und den Computer zum Elektroschrott bringst, oder Dich mit Hyaluronsäure eindeckst, lies erst einmal zu Ende. All dies klingt nämlich deutlich schlimmer, als es ist. Denn auch wenn die meisten Bildschirme blaues Licht abstrahlen, tun sie dies nur in vernachlässigbar geringen Mengen.
Die gesamte Lichtintensität eines durchschnittlichen LED-Bildschirms liegt etwa bei 50 Lux. Lux ist die Einheit für die Beleuchtungsstärke, also den Lichtstrom auf einer bestimmten Fläche. Demgegenüber scheint die Sonne an einem schönen Tag mit etwa 100.000 Lux. Das heißt also, wer draußen spazieren geht, bekommt zwanzigtausend mal so viel Licht ab wie vor dem Rechner. Der Anteil an blauem Licht ist dabei in etwa derselbe. Unser Körper und unsere Haut haben sich so entwickelt, dass sie die Beleuchtungsstärke der Sonne aushalten können. Mit einem vergleichsweise dunklem Bildschirm sollte sie dann keine Probleme haben. Weil ein Bildschirm anders als die Sonne nicht zusätzlich auch noch ultraviolettes Licht abgibt, besteht erst recht kein Anlass zur Sorge.
Blaues Licht hat also eine gewisse Wirkung auf die Haut. Die geht aber nicht über das hinaus, was im Laufe des Lebens ohnehin mit der Haut passiert. Gegen das Alter ist schließlich noch kein Kraut gewachsen. Einen besonderen Schutz gegen blaues Licht in Form von Cremes, die speziell dafür hergestellt sind, braucht unsere Haut jedenfalls nicht. Andererseits sind sie auch nicht unbedingt schädlich. Die enthaltenen Antioxidantien sind ja in vielen Kosmetika enthalten, die eine Anti-Aging-Wirkung haben sollen.
Hautpflege mit blauem Licht?
Auf der anderen Seite gibt es auch diejenigen, die blaues Licht als Heilmittel anpreisen und ihm eine wohltuende Wirkung auf die Haut zuschreiben. So gibt es immer mehr hautärztliche Praxen, die eine sogenannte Phototherapie anbieten. Das damit verbundene Versprechen lautet, dass bestimmte Hautleiden gemindert werden können. So soll UV-Licht bei Neurodermitis helfen, und blaues Licht eine lindernde Wirkung auf Akne und Mitesser haben. Von dem hochenergetischen blauen Licht verspricht man sich dabei, dass es die Bakterien abtötet, die zur Bildung von Pickeln beitragen.
Im Jahr 2018 wurde eine Auswertung von neun verschiedenen Studien über die Wirksamkeit dieser angebotenen Phototherapie vorgenommen. Das Ergebnis war, dass blaues Licht zwar in einzelnen Fällen eine Wirkung haben kann, die Datenlage aber nicht ausreichte um einen echten Vorteil der Lichttherapie im Vergleich zu medikamentöser Behandlung anzunehmen. Besser ist also eine passende Seife gegen Akne.
Viel Lärm um nicht viel
Die Wirkung, die blaues Licht auf die Haut hat, ist also kaum der Rede wert – weder im Guten noch im Schlechten. Nichts deutet darauf hin, dass zu viel Zeit vor dem Bildschirm die Haut schneller altern lässt. Einen Grund gibt es jedoch, die Bildschirmzeit zu reduzieren, die mit der Wirkung zusammenhängt, die blaues Licht auf die Augen hat. Die Lichtpartikel mit hohem Energiegehalt aktivieren nämlich bestimmte Rezeptoren im Auge. Diese hemmen die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Wenn Dir an einem gesunden Schlafrhythmus liegt, solltest Du also mindestens eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen das Handy oder Tablet weglegen und den Fernseher ausschalten.
Welche Wirkung hat blaues Licht? – FAQ
Künstliches blaues Licht, wie es etwa von einem Bildschirm abgeben wird, ist auf Grund seiner geringen Intensität nicht schädlich für die Haut.
Die Wirkung von blauem Licht auf die Haut ist in positiver wie auch in negativer Hinsicht vernachlässigbar.
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft rät in ihrer Leitlinie davon ab Akne durch UV-Licht zu behandeln.